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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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Heft. 1
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0043

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AUSSTELLUNGEN

dem Befilj Fairfax Murrays-London, während
Marcus Kappel-Berlin die Zuftimmung zur Aus-
heilung des fpäten Selbftbildniffes (datiert 1669)
gegeben hatte, fo daß hier die Gelegenheit ge-
geben war, zwei vollendete Werke wie die
Lucretia und das Selbftporträt zugleich neben-
einander zu fehen. Das Bildnis ift wuchtig.
Charakteriftifdi und technifch bis zur Vollendung
durchgebildet, offenbart fich uns in ihm eine
reife und hohe Kunft, wie fie nur von feinem
Meifter felbft in einigen anderen Werken noch
gefchaffen wurde.

Unter den Zeichnungen aus dem Befiß von
Frau Kleinberger, Fr. Flameng, P. Mathey-Paris
u. a. Ungenannten befinden fich einige Figuren-
ftudien, einige Entwürfe zu biblifchen Darftel-
lungen (Ermordung Abels, Ifaaks Segen) und
eine Anzahl Landfchaften, deren eingehendere
Würdigung fich verlohnt .... R. B.

BERLIN Die NEUE GALERIE veranftaltete
im Dezember eine Äusftellung von Werken
Pablo Picaffos, die zufammen mit der der
Herbftausftellung angegliederten einen vollftän-
digen Überblick über Picaffos Schaffen gibt.
Auch angefichts diefer Äusftellung liegt kein
Anlaß vor, das abzuändern, was über den
Maler an diefer Stelle gelegentlich der Herbft-
ausftellung gefagt wurde. Er erfcheint noch
immer nicht fehr ftark und nicht fehr felbftändig,
und ich kann nicht einmal finden, daß die ku-
biftifche Ausdeutung der Wirklichkeit irgendwie
zur Feftigung und Stärkung der Änfchauung
beitrüge. Der ganz theoretifche und literarifche
Urfprung diefer Kunftübung wird noch deut-
licher durch die Vereinigung diefer Äusftellung
mit der einer „erlefenen Sammlung alter Neger-
plaftik“. Ich habe fchon fo oft auf die innere
Ähnlichkeit diefer neuen Kunft mit der der Na-
zarener hingewiefen, daß ich es mir diesmal er-
fparen kann. Und was die Negerplaftik felbft
angeht, fo foll man doch über allem berech-
tigten Intereffe nicht vergeffen, daß es ein Trug-
fchluß ift, etwas für ein großes Kunftwerk zu
erklären, was nebenbei einige Eigenfchaften hat,
die man auch bei jeder großen Kunft zu finden
verlangen muß.

* *

*

GURLITT hat eine feiten fchöne Kollektion
der Meifter zufammengeftellt, für die diefer Salon
der erfte Vorkämpfer war. Neben den vier
Böcklins, von denen das Kellerbild und eine
zwar fragmentarifche, aber fehr fchöne Land-
fchaft die intereffanteften find, beglückt vor allem
Feuerbach, von dem neben der bekannten
Meeresftudie bei Anzio und dem Pari fer Rücken-

akt einige noch nicht gezeigte Stücke zu fehen
find: jene ganz frühe „mythologifche Szene“,
auch germanifches Begräbnis genannt, eine herr-
liche Zeichnung, Mutter und Kind eine Stiftftudie
zurDarmftädter Iphigenie, und endlich eine Skizze
zu einer Blendung Simfons, von einer wunder-
voll fprühenden Lebendigkeit der Farbe wie der
Diagonalkonipofition. Menzelzeichnungen, ein
fehr heller, prächtiger Spifeweg von 1841
(Spaziergang) und ein faftiges, in feiner reinen
Farbigkeit entzückendes Stilleben von Slevogt
fchließen diefe Abteilung ab. Eine andere Ab-
teilung der Äusftellung bilden drei junge Künftler.
Der Bildhauer P. R. Henning macht von ihnen
den ftärkften Eindruck, feine Terrakotten find
durchweg mit einer vorzüglichen handwerks-
mäßigen Beherrfchung des Materials gefertigt
und die Statue der Scheuerfrau zeigt nicht nur
einen ftarken Willen, fondern auch tüchtige Fähig-
keit zu großzügiger Geftaltung. Von Hans
Steiner, der feine Anregungen von Cezanne
empfangen hat, find einige der Landfchaften mit
den zart und reich beleuchteten Häuferwänden
fchon recht fchön, während die Kollektion Hein-
rich Heufers nicht recht befriedigt. Hinter der
revolutionären Gebärde fteckt eine ganz zahme
Art und, wenn man näher zufieht, fogar ein
Rezept. Das befte und eigenfte find einige der
ganz kleinen hellen Äquarellandfchaften. Endlidi
peht man noch eine größere Kollektion Ludwig
von Hofmanns, über die Neues nicht zu

fagen ift. * *

*

Bei CÄSSIRER teilen fich Balufchek und
Konrad von Kardorff in den Oberlichtfaal.
Den großen Bildern Balufcheks, die übrigens
meift bekannt find, nimmt die illuftrative Aus-
führlichkeit und die Herausarbeitung inhaltlicher
Pointen viel von der Wirkungsmöglichkeit der
im einzelnen immer foliden Malerei. Kardorff
zeigt neue Bilder, von denen die Landfchaften
noch mehr Frifche und Naturnähe haben als die
Porträts, die — bis auf das des Vaters — nur
zu ausfchließlich die Oberfläche des Objektes
darftellen. Von Trübner hängt die Produktion
des Jahres 1913 da, Bilder aus Stift Neuburg.
Es find lauter meifterlich gemalte Stücke, bei
denen aber doch auch wieder das deutlich wird,
was ich feit einiger Zeit vor Trübnerfchen Bildern
fo oft empfinde: daß pe immer kühler werden,
und mehr die Refultate eines Wiffens und einer
völlig unabhängig gewordenen Technik geben,
als Gefühl und Erlebnis. Neben diefen dreien,
den arrives, nimmt fich E. Feiks noch recht un-
ficher aus. Ich hätte nach feinen Porträts, die
ich hier und da fah, mehr erwartet. Diesmal
find gerade die Bildniffe recht flau und faft füß—

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